Entwicklungen und Herausforderungen in der kommunalen Abwasserbehandlung
Deutschland startete in den 1970er Jahren gezielt Investitionen in Kläranlagen, um auf den zunehmenden öffentlichen Druck und die steigende Umweltverschmutzung zu reagieren. Das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) von 1976 schuf dafür erstmals einen verbindlichen Rahmen und verpflichtete Industrie und Kommunen, Abwasser vor der Einleitung in die Umwelt zu reinigen. Ab den 1980er Jahren investierten Bund und Länder massiv in den Ausbau und die Modernisierung der Abwasserinfrastruktur. Die EU-Kommunalabwasserrichtlinie von 1991 verstärkte diesen Ausbau mit ihren strikten Vorgaben weiter. Der EU-Ministerrat verabschiedete jüngst die Neufassung der Kommunalabwasserrichtline.
In Deutschland wird Abwasser nahezu flächendeckend nach dem höchsten EU-Reinigungsstandard behandelt. Seit 1995 stieg der Anschlussgrad von 85 % bis 2021 auf 97 %. Im gleichen Zeitraum sank die Anzahl der Anlagen von über 10.000 auf knapp unter 9.000 – ein Zeichen für den Trend zur Zentralisierung, aber auch für die große Zahl lange bestehender Anlagen. Auslaufende Genehmigungen, neue Wasserrechtliche Auflagen und alternde Kläranlagen stellen die Kommunen vor enorme Herausforderungen.
Die deutsche Wasserwirtschaft muss kontinuierlich modernisieren, um die gewohnten Standards zu sichern und den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Die hohen Instandhaltungs- und Investitionskosten für Abwassertechnik erschwerten es den Kommunen, Entgelte nicht zu erhöhen.