Behandlung kommunaler Abwässer

Inhalt

Kommunales Abwasser

Als kommunales Abwasser bezeichnet man sämtliche Abwässer, die innerhalb von Gebäuden anfallen, welche an ein öffentliches Kanalnetz angeschlossen sind. Dazu zählen häusliche Abwässer aus Wohnungen, Büros, Hotels und Schulen ebenso wie bestimmte industrielle Abwässer sowie eingedrungenes Regen- und Fremdwasser. Je nach Rahmenbedingungen erfolgt die Behandlung entweder in dezentralen Anlagen oder in größeren, zentralen Klärwerken.

Was ist kommunales Abwasser und warum ist seine sachgerechte Behandlung so wichtig?

Die Behandlung kommunaler Abwässer umfasst die Sammlung, den Transport, die Behandlung sowie die sichere Einleitung oder Wiederverwendung des gereinigten Wassers. Ziel ist der Schutz von Mensch und Umwelt.
Typischerweise gliedert sich die Abwasserbehandlung in vier Stufen:

  1. Mechanische Vorbehandlung – Entfernung grober Bestandteile und Fremdkörper

  2. Primärbehandlung – Absetzen oder Aufschwimmen fester Stoffe

  3. Sekundärbehandlung – Biologischer Abbau organischer Substanzen

  4. Tertiärbehandlung – Weitergehende Entfernung von Nährstoffen, Krankheitserregern und verbleibenden Schadstoffen

Eine ordnungsgemäße Abwasserbehandlung verhindert Umweltverschmutzung, reduziert Gesundheitsrisiken, unterstützt wirtschaftliche Entwicklung und stärkt die Wasserverfügbarkeit sowie die Resilienz gegenüber klimatischen Veränderungen.

Die physikalische, chemische und biologische Zusammensetzung von Abwasser

Kommunales Abwasser weist eine Vielzahl physikalischer, chemischer und biologischer Bestandteile auf, die maßgeblich das Anlagendesign und mögliche Wiederverwendungsoptionen beeinflussen.

Physikalische Zusammensetzung

  • Farbe: Reicht von grau-braun bis schwarz und liefert Hinweise auf den Verschmutzungsgrad und den Behandlungsbedarf.

  • Geruch: Muffig bis faulig, häufig verursacht durch Gase aus Zersetzungsprozessen (Schwefelwasserstoff, Ammoniak, Methan).

  • Temperatur: Beeinflusst biologische Prozesse sowie Löslichkeit und Flüchtigkeit von Stoffen.

  • Trübung: Verursacht durch Schwebstoffe – wirkt sich auf Lichtdurchdringung, Sauerstoffeintrag und Desinfektion aus.

  • Gesamtfeststoffe: Summe aus gelösten und ungelösten Stoffen – Indikator für Abwasserstärke und Schlammaufkommen.

ParameterEinheitTypischer Bereich
FarbeGrau bis schwarz
GeruchMuffig bis schwefelig
Temperatur°C10–40
TrübungNTU100–1000
Gesamtfeststoffemg/L500–1500

Chemische Zusammensetzung

  • pH-Wert: Beeinflusst Löslichkeit, Korrosions- oder Inkrustationsneigung sowie die Leistungsfähigkeit biologischer Prozesse (typisch 6–9).

  • Gelöster Sauerstoff: Hinweis auf organische Belastung und Voraussetzung für aerobe Verfahren.

  • Sauerstoffbedarf: BSB (biologisch) und CSB (chemisch) quantifizieren die oxidierbare Belastung.

  • Nährstoffe: Stickstoff und Phosphor können ohne ausreichende Entfernung zur Eutrophierung führen.

  • Toxische Substanzen: Metalle, Pestizide, Lösungsmittel oder Arzneimittelrückstände können biologische Prozesse hemmen und die Wiederverwendung einschränken.

ParameterEinheitTypischer Bereich
pH-Wert6–9
Gelöster Sauerstoff (DO)mg/L0–8
Biochemischer Sauerstoffbedarf (BSB)mg/L100–400
Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB)mg/L200–800
Gesamtstickstoffmg/L20–80
Gesamtphosphormg/L5–15
Schwermetalleµg/LVariiert je nach Metall und Quelle
Pestizideµg/LVariiert je nach Wirkstoff und Quelle
Arzneimittelrückständeµg/LVariiert je nach Substanz und Quelle

Biologische Zusammensetzung

  • Pathogene: Bakterien, Viren und Parasiten erfordern eine wirksame Behandlung und Desinfektion.

  • Indikatororganismen: z. B. Koliforme oder E. coli zur Überprüfung der hygienischen Qualität.

  • Nützliche Mikroorganismen: Treiben biologische Reinigungsprozesse an und können zur Erzeugung von Biogas oder Klärschlamm beitragen.

ParameterEinheitTypischer Bereich
GesamtkoliformeMPN/100 mL10⁶–10⁸
E. coliMPN/100 mL10⁵–10⁷
EnterokokkenMPN/100 mL10⁴–10⁶
HelmintheneierEier/L1–100
ProtozoenzystenZysten/L10–1000

Abwasseranfall pro Person nach Ländern

Weltweit unterscheiden sich Abwassermengen und -behandlung erheblich. Eine Analyse von UN-Water aus dem Jahr 2015 zeigte, dass nur ein Teil der anfallenden Abwassermengen tatsächlich behandelt wurde, mit großen regionalen Unterschieden. Bis 2020 galten schätzungsweise 56 % der häuslichen Abwässer als sicher behandelt. Die OECD veröffentlicht zudem regionale Schätzungen zu Abwasseraufkommen und -einleitungen.

RegionInsgesamt erzeugt (Mio. m³/Jahr)Insgesamt eingeleitet (Mio. m³/Jahr)Landwirtschaftlich eingeleitet (Mio. m³/Jahr)Industriell eingeleitet (Mio. m³/Jahr)Kommunal/urban eingeleitet (Mio. m³/Jahr)
Afrika85.81185.81168.6491.16216.000
Asien359.432359.432288.3469.08662.000
Europa66.68866.68853.3502.33811.000
Nordamerika66.68866.68853.3502.33811.000
Ozeanien8.5118.5116.8091711.531
Welt587.130587.130470.50415.095101.531

Regionale Unterschiede

Der Pro-Kopf-Abwasseranfall spiegelt Wasserverbrauch, Industrialisierungsgrad, Urbanisierung, Landwirtschaft und Klima wider.

LandAbwasseranfall pro Person (m³/Jahr)
Monaco1.124
Vereinigte Staaten231
Dänemark60
Costa Rica41
Frankreich22
  • Sehr hoher Wasserverbrauch (z. B. in Tourismusregionen) erhöht die Pro-Kopf-Werte.

  • Stark industrialisierte und urbanisierte Volkswirtschaften erzeugen größere Abwassermengen.

  • Wassersparmaßnahmen senken den Anfall und fördern die Wiederverwendung.

  • Klima und Saisonalität beeinflussen Menge und Zusammensetzung, etwa durch Regenwassereinträge.

Wie unterscheidet sich kommunales Abwasser von Industrieabwasser und Regenwasserabfluss?

Kommunales Abwasser aus Haushalten, Gewerbe und öffentlichen Einrichtungen weist in der Regel gleichmäßigere Mengenströme mit hohem Anteil an organischen Stoffen und Nährstoffen auf. Industrieabwasser variiert stark je nach Branche und kann spezielle oder gefährliche Inhaltsstoffe enthalten. Regenwasserabfluss transportiert diffuse Schadstoffe, die durch Niederschläge oder Schneeschmelze mobilisiert werden, und tritt häufig in kurzen, sehr hohen Spitzen auf. Entsprechend unterscheiden sich Behandlungs- und Managementstrategien deutlich.

Quellen und Arten kommunaler Abwässer

Die verschiedenen Abwasserarten

  • Schwarzwasser: Fäkalien und hochbelastete Küchenabwässer; erfordern intensive Behandlung.

  • Grauwasser: Fäkalienfreie Abwässer aus Duschen, Bädern und Waschmaschinen; geringere Belastung, begrenzte Wiederverwendung nach Aufbereitung möglich.

  • Gelbwasser: Getrennt erfasster Urin mit hohem Stickstoff- und Phosphorgehalt; als Dünger rückgewinnbar.

Häufige Quellen

  • Häusliche Abwässer aus Wohngebäuden sowie öffentlichen und gewerblichen Einrichtungen

  • Industrielle Einleitungen in kommunale Kanäle

  • Landwirtschaftliche Einträge (z. B. aus Tierhaltung oder Bewässerung, je nach Region)

  • Regenwasser, das in Misch- oder undichte Systeme eindringt

Regionale und saisonale Einflussfaktoren

  • Trockene Regionen setzen verstärkt auf Wiederverwendung für Bewässerung, Landschaftspflege oder Grundwasseranreicherung.

  • Kalte Regionen zeigen häufig erhöhte Salzgehalte durch Auftausalze.

  • Küstengebiete können erhöhte Chloridwerte infolge von Meerwassereintrag aufweisen.

  • Regenzeiten überlasten Kanäle und Kläranlagen, Trockenzeiten führen zu höheren Schadstoffkonzentrationen.

Der Wert kommunalen Abwassers als Ressource

  • Energie und Nährstoffe: Schlammfaulung erzeugt Biogas; Klärschlämme können Böden verbessern.

  • Unterstützung des Wasserkreislaufs: Hochwertig gereinigtes Abwasser kann Flüsse, Seen und Grundwasser speisen.

  • Wiederverwendung: Einsatz in Bewässerung, Industrie, Landschaftspflege, Toilettenspülung und – mit fortgeschrittener Aufbereitung – sogar zur Trinkwassernutzung.

Neue Schadstoffe im kommunalen Abwasser (z. B. PFAS)

Sogenannte „Emerging Pollutants“ wie Arzneimittelrückstände, Hormone, endokrine Disruptoren, industrielle Zusatzstoffe, Mikroperlen und Mikroplastik werden zunehmend nachgewiesen und sind häufig noch unzureichend reguliert. PFAS, seit den 1940er-Jahren weit verbreitet, sind besonders persistent und bioakkumulativ und geben Anlass zu erheblichen Gesundheits- und Umweltbedenken. Zur Entfernung kommen zunehmend fortschrittliche Oxidationsverfahren und spezialisierte Technologien zum Einsatz, etwa modulare Systeme zur PFAS-Oxidation in kommunalen Kläranlagen.

Zusammenfassung

Jede Kommune steht vor der Aufgabe, ihr Abwasser sicher und nachhaltig zu bewirtschaften. Modulare, dezentrale Systeme ermöglichen es, überlastete oder veraltete Anlagen rasch zu modernisieren und gezielt zentrale Parameter wie BSB, CSB, TSS, Stickstoff und Phosphor zu reduzieren. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, zur Wiederverwendung von Wasser und zur langfristigen Resilienz der Wasserinfrastruktur.

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